Märchen, Sagen und Gebräuche

Märchen, Sagen und Gebräuche einer Region sagen viel über die Geschichte, Traditionen und die Menschen dort aus. Als Paderborner interessiere ich mich für alles rund um die Paderborn und seine Umgebung und bin dabei auf folgende Märchen und Sagen gestoßen.

Bischof Norbert von Paderborn.

Mündlich überliefert.

Zur Zeit der heiligen Feme hat dieselbe auch ihren Sitz auf der festen Wewelsburg an der Alme gehabt; nun ist zu einer Zeit ein Bischof Norbert zu Paderborn gewesen, der ist angeklagt worden, sich fremdes Gut angemaßt zu haben, und deshalb in einen tiefen Kerker im südöstlichen Thurm der Burg hinabgeworfen worden. Aber Gott hat sich des unschuldig Angeklagten erbarmt, denn während er da unten gelegen, hat seinen ruchlosen Ankläger die göttliche Strafe ereilt und er ist geplatzt. Da hat man den Bischof sogleich freigelaßen; den tiefen Kerker, in dem er gelegen, zeigt man aber noch heute.
(Quelle: Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 1, Leipzig 1859, S. 221-222.)

Die Domherrnuhr zu Paderborn.

Im linken Seitenschiffe des Doms zu Paderborn befindet sich eine kleine Schlaguhr, welche immer um eine Viertelstunde früher geht als die große Thurmuhr. Damit geht es so zu. In frühern Zeiten traf es sich oft, daß die adeligen Domherren in Paderborn gleiche Posten in Hildesheim bekleideten. Wohnten diese Herren nun in Paderborn, so hatten sie alle Jahre nur einmal an einem gewissen Tage nach Hildesheim zu reisen, dort dem Hochamte im Dome beizuwohnen und dann ihren Gehalt als Domherren von Hildesheim einzustreichen. Kamen sie aber nicht zu rechter Zeit, so war der Gehalt für das Jahr verfallen. Einer von diesen reisete auch in dieser Absicht nach Hildesheim, kam aber trotz aller Eile erst dort an, als die Messe bereits angefangen war. Wie er wieder nach Paderborn zurückkam, war sein erstes, daß er eine Schlaguhr verfertigen und im Dome aufstellen ließ, welche immer eine Viertelstunde zu früh gehen mußte. Darnach richtete er sich fortan mit seiner Abreise und so kam er nie wieder zu spät. Das ist die noch jetzt im Dome vorhandene Uhr.
(Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 691.)

Die letzte Schlacht

Durch ganz Westfalen ist die Sage von einer großen Schlacht, die einst auf rother Erde geschlagen wird, verbreitet, und an mehreren Orten hat man darauf bezügliche Vorgesichte gehabt. So hat man bei Thudorf unweit Paderborn vor einigen Jahren gesehen, daß sich der Himmel geöffnet und eine Straße aus demselben zur Erde hinabgeführt hat, an deren Seite links ein Wirthshaus gestanden. Auf dieser Straße sind lange Züge Soldaten dahergeritten, zuerst in blauen, dann in rothen Uniformen, die haben, als sie auf der Erde angekommen, ihre Pferde an einer gewißen Stelle angebunden, an welcher früher Eichen gestanden haben, und als dies geschehen, ist alles plötzlich, wie es erschienen ist, wieder verschwunden. Man behauptet nun, daß an dieser Stelle einst die große Schlacht geschlagen werden wird und daß die Reiter ihre Rosse an den Bäumen, die dann dort wachsen, anbinden werden.
(Quelle: Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 1, Leipzig 1859, S. 221-222.)

Die Extersteine.

Mündlich überliefert.

Der Teufel hat einmal in alter Zeit, als die Andacht an den Extersteinen noch im Schwange war, die Felsen umstürzen wollen und hat sich deshalb mit aller Macht gegen sie gestemmt, hat sie aber doch nicht umwerfen können; so mächtig aber hat er dagegen gedrängt, daß sich sein Hinterer, wie man noch sehen kann, tief in den Stein gedrückt, auch die lichte Lohe ihm hinten herausgefahren ist und ihren Brandfleck an dem Felsen hinterlaßen hat. Jetzt indeß ist dieser nicht mehr zu sehen, da er von Erde und Buschwerk bedeckt ist.
Von dem großen Steine, der hart über der Heerstraße hängt, sagt man, er werde einst hinabstürzen und eine lippesche Fürstin zerschmettern.
(Quelle: Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 1, Leipzig 1859, S. 221-222.)

Höhlen bei Kohlstädt

Mündlich überliefert.

Aufwärts von Kohlstädt liegen Höhlen am Walde, davon heißt eine der hohle Stein, die andere der Bielstein; man erzählt, in letzterer stehe in einer Kammer zur Rechten ein großer Tisch, der sei ganz mit Gold bedeckt, welches dem Teufel gehöre; deshalb liegt auch ein Hund unter dem Tische, der es bewacht, und daher hat es bis jetzt noch niemand holen mögen. – In der Nähe dieser Höhlen liegen der große und kleine Todtengrund und die Leichwege.
(Quelle: Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 1, Leipzig 1859, S. 221-222.)



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